Der Wecker, der Kaffee und alles andere...

Der Wecker klingelt. Ich stehe auf und schäle mich aus dem Zelt. Den klingelnden Wecker nehme ich mit und mache einen Spaziergang zwischen den Zeltreihen... Ich soll nicht der Einzige sein der aufwacht. Der Kaffee vom Tross ist die letzte Ruhe am Morgen. Anziehen, Waffen kontrollieren, meine Männer und Frauen sammeln und losmarschieren. Ich diene meinem Herrn und meine Männer und Frauen dienen mir. Wir ziehen gemeinsam in die Schlacht mit Wut, Disziplin und Blut auf den Lippen. glorreich...

Der Wecker klingelt. Ich stehe auf und koche mir meinen Kaffee... schnell soziale Netzwerke kontrollieren, Klamotten anziehen, Müsli, Fahrrad. Die Schule ist noch nicht sehr voll. Es ist der erste Schultag. Ich sortiere Bücher an die richtige Stelle, schreibe Lehrer an, sitze am Computer, lese, denke. Ein paar Jungs zocken an den Rechergerechnern... alte Bekannte. Ich warte darauf Hunger zu bekommen... er bleibt aus...
Morgen oder nächste Woche wird mir jemand sagen, dass ich einen guten Job mache... vielleicht auch erst nächsten Monat.

Der Wecker klingelt nicht. Meine Tochter kuschelt sich im Bett an mich. Sie ist wach, ich könnte noch eine ganze Weile schlafen. Sie gewinnt den "Kampf", wie gewöhnlich... etwas in mir freut sich sogar darüber. Ich stehe auf und koche Kaffee, mehr als sonst. Sie darf einen Film guck'n ich mache Pfannkuchen. Wir essen nicht alle. Ein paar nehmen wir mit in den Zoo. Wir tollen herum, ich lese ihr vor, wir diskutieren über Eis, Eisenbahnfahrten oder etwas anderes... es ist schön und wir fallen müde ins Bett, jeder in sein eigenes... 

Der Wecker klingelt nicht. Ich kann nicht mehr schlafen, weil dieser Rhythmus bei mir drin ist. Ich betrachte Sie neben mir, aber nicht zu lange... Sie würde erwachen wenn ich Sie zu lange anstarre. Vorsichtig stehe ich auf und koche Kaffee, mehr als sonst... eine Tasse für Sie mit. Dann gehe ich an den Computer, bis Sie erwacht. Sie ist ein Morgenmuffel aber versucht zu lächeln... für mich. Dann erleben wir Abenteuer, Spaziergänge, den traurigen See, einen wackeligen Steg auf einem Fluss, einen Kuss, Musik... und lieben uns leidenschaftlich.

Der Wecker klingelt alptraumhaft. Ich stehe auf und suche den Zeltausgang. Den Wecker nehme ich mit, doch er verstummt als der Stecker aus der Steckdose gleitet. Ich koche Kaffee, weiß nicht wieviel und räume Bücher in Regale, die ich nicht zu lange anstarre, damit sie nicht wach werden. Dann nehme ich mein Schwert und gehe in den Zoo, suche meine Tochter im traurigen See, suche Sie hinter den Gittern wie Sie lächelt... nur für mich mit Wut, Disziplin und Blut auf den Lippen.
Ich stolpere und möchte nicht wieder aufstehen... wer werde ich diesmal sein?