Die Frage nach der Zukunft...

Die Frage nach der Zukunft ist wie eine Katze.

Sie liegt faul in einer gemütlichen Ecke der Wohnung herum und die meiste Zeit könnte man meinen, sie wäre gar nicht da. Natürlich weiß man insgeheim dass sie immer da ist. Man Füttert sie, man macht ihren Dreck weg... Aber bewusst ist sie einem nicht immer. Manchmal versteckt sie sich auch tagelang im Schatten einer Gardine, in einem Karton oder unter dem Bett, so dass man sie gar nicht zu Gesicht
bekommt. Man vergisst, dass ihre grünen Augen einem folgen wohin man auch geht.

Und dann? Dann legt man sich hin und will schlafen. Da wird die Katze wach. Sie schleicht sich an das Bett heran und fängt an mit deiner Nase zu spielen, sie räkelt sich über dein Gesicht oder langt mit ihren Krallen unter die Decke um deine Zehen zu jagen. Dann liegst du wach, obwohl du dich gerade wirklich überhaupt nicht mit der Katze beschäftigen wolltest. Du stehst auf, schmeißt sie aus dem Zimmer, aber sie springt an die Türklinke und ist wieder drin, dabei will man doch nur den Moment genießen, ohne nach dem Morgen zu fragen.

Ich bin so froh, dass du mir die Katze nicht vorgestellt hast.
Was hätte ich antworten können?

Es wird alles zu Staub werden, egal ob Gefühl, Traum oder Mensch?
Wichtig ist mir aber nicht der Staub, sondern der Moment in dem man vergisst, dass alles zu Staub werden wird... jeder Einzelne... immer und immer wieder?

Ja... vielleicht hätte ich das...

Angel

Ich hatte es ihr gezeigt. Die Technik war eigentlich ganz einfach. Mit der Klinge musste man zwischen der dritten und vierten Rippe eindringen, dann würde es nicht zu einer so großen Sauerei kommen. Die Lunge würde ineinanderfallen, unfähig sich mit Luft zu füllen. Es war so eine Art Schockreflex den der Körper hatte, wodurch die Blutung minimal sein würde... zumindest nach außen. Durch den Unterdruck des Zusammenziehens würde das Blut nach innen fließen. Der Tod trat in diesem Fall durch Ersticken ein. Es gab angenehmere Tode. Ich zeigte ihr, wie sie das Messer mit beiden Händen halten müsste, damit sie sich nicht schneidet, eine Handfläche auf den Knauf. Von der Hand musste auch der Druck kommen, damit man es schaffen würde Haut und Fleisch zu durchdringen. Wer hat schon einen militärischen Dolch mit Parierstange in seiner Küchenschublade... aber ein gutes Schneidemesser hat tatsächlich Jeder. 
Sie nickte und ihre schwarzen Haare umflossen ihr Gesicht. Ihre großen dunklen Augen versuchten die Angst zu verbergen... sehr gut sogar. Ich ging zu meinem Bett und zog mein Hemd aus. Aus dem Computer klang "Of the Wand and the moon". Langsam lies ich mich auf das Bett sinken. Sie betrachtete mich, das Messer in der Hand und ich hoffte, dass es scharf genug wäre. Ich musste schmunzeln... sie schien aufgeregter zu sein als ich. Ihre zierliche Gestalt, ihr schwarzes Kleid... die Erinnerung an die letzte Nacht kleideten sie, umrahmten sie wie eine Aura dunkler Farben, weich wie ein Sonnenuntergang. Ich legte mich hin und schloss die Augen. Fast tat es mir ein wenig leid ihr diese Bürde aufzutragen, aber ich war zu feige und sie war neugierig... Wollte ich wirklich sterben?

Sie hatte es geschafft, dass man keinen Schritt hörte, als wäre sie zum Bett geschwebt. Der Stich war schnell und tief... mein Körper reagierte sofort. Die Muskeln verkrampften sich unkontrolliert, ein Schütteln erfasste den Körper. Ich versuchte zu atmen, aber es war nicht möglich, als wäre ich vollständig gelähmt. Mein Blick begegnete kurz ihrem Antlitz. Sie war so schön. Langsam setzte sie sich neben mich und legte eine Hand auf meine Wange. Mein Körper bäumte sich auf, kämpfte wie ein wildes Tier, doch sie blieb ruhig sitzen. Zeit dehnte sich, bekam eine andere Bedeutung, weder langsamer noch schneller... unendlich... unnahbar... transzendent... dann wurde es dunkler und meine Muskeln wurden schwer. Ihr Gesicht kam näher an meines. Es fiel mir schwer meine Augen auf sie zu richten, dann sah ich sie lächeln, nicht fröhlich, aber voll mildem Stolz und mitfühlend, während eine einzelne Träne über ihre Wange rann. Hatte ich ihr Leben zerstört? 
Ich sah nicht mehr wie sie sich zu mir herunterbeugte, spürte nur weit entfernt ihre Lippen auf meinen, dann war ich fort...